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Interview mit Freeride Pionierin Lorraine Huber

Lorraine Huber gehört zu den erfolgreichsten Freeriderinnen weltweit. In Lech Zürs am Arlberg aufgewachsen verbringt sie schon ihr ganzes Leben auf Skiern. Ihre Profikarriere startete sie 2008 und gehört seitdem zur Elite des Wintersports. 2013 gewann sie die Freeride World Qualifier Tour und qualifizierte sich somit für die Freeride World Tour 2014 bei der sie Vize-Weltmeisterin wurde. Auf der ISPO im Januar hatten wir die Gelegenheit zu einem Interview mit Lorraine.

Du bist in Lech Zürs aufgewachsen. In diesem Winter wurde Ski Arlberg von Skigebiete-Test.de als bestes Skigebiet der Welt ausgezeichnet. Würdest Du uns zustimmen?

Auch wenn ich nicht aus Lech Zürs wäre, würde ich auf jeden Fall zustimmen! Die Zusammenarbeit mit Lech Zürs funktioniert auch deshalb so super, weil ich dieses Skigebiet wirklich liebe. Wegen dem Arlberg bin ich die Skifahrerin, die ich bin.
Ich liebe auch die verschiedenen Charaktere der Dörfer und das Gelände. Je mehr ich umherreise, desto mehr schätze ich diese Region. Früher war es mir nicht so bewusst, was das bedeutet immer am Arlberg Ski fahren zu können. Es ist wirklich sehr schwer den Arlberg zu toppen!

2013 war ein sehr erfolgreiches Jahr für Dich. Der Sieg bei der Freeride World Qualifier Tour war nur eines der Highlights des letzten Jahres. Was sind Deine sportlichen Ziele für 2014?

Von den Wettkämpfen her wäre das Minimalziel die Qualifikation für das Finale der Freeride Worldtour in Verbier zu schaffen. Nur die 5 Top Damen kommen weiter. Insgesamt möchte ich aber natürlich eine gute Platzierung bei der Freeride Worldtour erreichen. Ich habe jetzt den 3. Platz in Chamonix gemacht, das war schon ein guter Start. Damit ist jetzt ein wenig der Druck weg und darauf kann ich gut aufbauen. Erfolg im Freeriden hat viel mit Selbstvertrauen zu tun. Viele Fehler kann man sich dabei nicht leisten, man muss über den ganzen Winter hinweg konstant gut fahren.

Ein anderes Ziel ist zum Beispiel einen Folgefilm mit Hanno Markowitz zu Lorraine. Der Film zu machen. Das ist ein neunminütiger  Super-Slowmotion Film zu klassischer Musik, der die Ästhetik des Freeridens zeigt. Wir haben sehr viel positives Feedback zu dem Film bekommen. Man kann dabei einfach die Schönheit des Freeridens betrachten. Dabei hat man viel Zeit, die Landschaft anzuschauen und zu genießen, die Präzision der Schwünge zu verfolgen und zu sehen, wie der Schnee spritzt. Das ist irre schön!

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Lorraine Huber trainiert meist am Arlberg.
Lorraine Huber trainiert meist am Arlberg.

Wo trainierst Du?

Ich trainiere hauptsächlich am Arlberg, sehr viel in Zürs, aber auch in Stuben und St. Anton bin ich auch sehr gern. Meine Hauptvorbereitungszeit ist bis Januar.  Dann versuche ich, dass ich so viel wie möglich Ski fahren kann. Die Vorbereitung im Frühwinter ist extrem wichtig, denn danach kommen sehr viele Events.

Du fährst schon sehr lange für Kästle und hast deinen Vertrag gerade eben wieder verlängert. Wie wichtig ist das Material an Deinem sportlichen Erfolg?

Das Material ist schon sehr wichtig. Auch das Vertrauen zum Material macht sehr viel aus. Freeriden ist nicht nur etwas Physisches, der Kopf ist dabei sehr wichtig. Es bedeutet mir außerdem viel, längerfristige Partnerschaften mit meinen Sponsoren zu haben. Bei Kästle arbeite ich auch in der Produktentwicklung für die neue Freeridelinie mit. Das macht mir sehr, sehr viel Spaß.
Vor allen Dingen muss das Material funktionieren. Bei denn Contests, die ich fahre, muss man wirklich Leistung auf den Punkt bringen. Es gibt dabei sehr viel Unkontrollierbares, deshalb muss Kontrollierbares wie das Material  und die körperliche Fitness zu 100 Prozent stimmen.

Wie sieht für Dich ein perfekter Tag aus?
Am liebsten mit Pulverschnee und mit guter Sicht. Noch viel wichtiger sind allerdings die Freunde, mit denen ich unterwegs bin. Einfach mit einer Gruppe Freunde, die auch alle begeisterte Skifahrer sind, den Tag verbringen und Lines planen und durchziehen. Das hat etwas sehr befriedigendes.

Du setzt Dich sehr für Frauen im Skisport ein, z.B. mit den Women’s Progression Days. Wie kam es dazu und was unterscheidet Männer und Frauen beim Freeriden?

Ich habe mich immer gefragt, warum es so wenige Frauen gibt, die im freien Gelände fahren. Da wollte ich aktiv dagegen steuern und etwas tun, damit sich Frauen das zutrauen. Frauen sind technisch sehr gute Skifahrerinnen! In meinem Beruf als Skiführerin und –lehrerin habe  ich herausgefunden, dass Frauen nicht Angst haben, dass sie sich verletzen. Sie machen sich Sorgen, dass sie die Gruppe aufhalten! Diese Sorge ist häufig so groß, dass sie lieber nicht mit ins Gelände wollen.

Ich habe mir dann überlegt, dass diese Hemmungen vielleicht nicht so da sind, wenn Frauen unter sich sind. Und das war dann auch tatsächlich so. Außerdem habe ich entdeckt, dass auch die Stimmung  in reinen Frauengruppen eine ganz andere ist. Unter den Frauen besteht sehr viel Unterstützung. Es kann sehr motivierend sein anderen Mädels zuzuschauen wie sie gerade supergeil den Hang hinunterfahren oder sich über einen Cliff trauen, weil man einen direkten Vergleich hat. Bei reinen Frauengruppen  - oder auch  bei reinen Männergruppen  - fallen diese Machtspielchen komplett weg! Das kann man überspringen und die Gruppe geht sofort in ein sehr effizientes Stadium über, wo sich alle gegenseitig unterstützen und fördern und ein sehr gutes Klima herrscht, um Neues zu lernen. Und ich bin überzeugt, wenn die Männer unter sich sind, ist es genau so! Aber sobald ein paar Mädels dabei sind, müssen sie sich wieder beweisen.

Was machst Du im Sommer?

Ich war bisher vier Mal in Argentinien und Neuseeland zum Ski fahren, das heißt viel Winter im Sommer. Aber im letzten Sommer wollte ich das nicht mehr machen. Ich hatte wirklich das Bedürfnis nach Wärme und habe mich entschieden nicht Ski fahren zu gehen. Also habe ich mich rein auf das Konditionstraining konzentriert. Das sind ca. 20 Stunden in der Woche. Den Rest der Zeit verbringe ich mit Organisation für die Winterprojekte. Zum Beispiel für meine Filmprojekte, wo sehr viel Arbeit dahinter steckt oder Produktentwicklungsarbeit für die Sponsoren. Außerdem schreibe ich und mache bei meiner Website alles selbst. Es ist wirklich ein Fulltime Job, Winter wie Sommer.

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erstellt am 17 Mar 2014

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