Die große Schneewelle zu Beginn der Woche hat die Lawinengefahr in den Südalpen drastisch ansteigen lassen. Bis zu 2 Meter Schnee fielen hier innerhalb von 48 Stunden. Unter anderem sind die beliebten Schweizer Skiorte Zermatt und Saas Fee derzeit von der Außenwelt abgeschnitten und werden es mindestens noch bis Mittwoch, 10. Januar, bleiben. Auch viele Orte in den französischen Alpen und im Nordwesten Italiens kämpfen mit den Schneemassen. Lifte und Straßen sind zeitweise geschlossen und es kommt immer wieder zu Lawinenabgängen.
Spektakuläre Bilder von den Neuschneemassen in den Südalpen findest du oben in der Bildergalerie!
Stromausfall und Luftbrücke in Zermatt
13.000 Urlauber sind seit Montagabend in Zermatt im Kanton Wallis eingeschneit. An- und Abreisen sind aufgrund der höchsten Lawinenstufe nicht möglich. Der Zugverkehr wurde eingestellt, viele Straße gesperrt. Auch Skilifte und Winterwanderwege sind geschlossen. Das gab es zuletzt im Jahr 1999. Die Häuser des Dorfs auf 1.620 Metern sind aktuell aber nicht gefährdet. Wegen der starken Temperaturschwankungen in den letzten Wochen mit viel Schnee und anschließendem Regen und Föhnwind hatte sich die Lage immer weiter zugespitzt.
Nach der heftigen Schneenacht auf Dienstag fiel in Zermatt am Morgen zeitweise der Strom aus. Auch eine Luftbrücke wurde eingerichtet, um Personen auszufliegen, die den Ort dringend verlassen müssen. Von panischen Situationen aus dem beliebten Skiort wird aber nicht berichtet. Die Urlauber nehmen die fast schon romantische Situation laut Zermatt Tourismus gelassen und lassen es sich beim kostenlosen Käse-Raclette gut gehen.
Update: Zermatt ist seit Mittwoch, 17.15 Uhr, wieder über die Bahnstrecke erreichbar. Tagsüber wurden noch zahlreiche Gäste per Hubschrauber ausgeflogen. An der Öffnung der Straße zwischen Täsch und Zermatt wird mit Hochdruck gearbeitet.
Höchste Lawinenwarnstufe auch in Saas-Fee
Aber nicht nur Zermatt ist von der Außenwelt abgeschnitten, sondern auch der Bergort Saas-Fee ist nicht erreichbar. Auch hier gilt aktuell die höchste Lawinenwarnstufe, das Skigebiet und alle öffentliche Einrichtungen wie die Schulen sind seit Dienstag geschlossen. Es musste aber niemand evakuiert werden. Bewohner und Urlauber wurden dazu aufgefordert unbedingt im Dorf zu bleiben, denn nur dort seien sie sicher vor Lawinen.
Was passieren kann, wenn Spaziergänger das sichere Gebiet verlassen, sieht man auf dem Video, das am 4. Januar in der Nähe von Zermatt entstand. Der Mann hatte unglaubliches Glück und entkam nur knapp der Lawine.
Um die Straßen in den nächsten Tagen frei zu bekommen, sind Lawinensprengungen per Helikopter nötig. Dafür müssen aber die Wetterbedingungen stimmen. Das war am Mittwoch der Fall und so konnten die Straßen nach Saas-Fee um 17 Uhr wieder für den Verkehr frei gegeben werden.
Lawinenabgänge in Sestriere und Visp
Von Schneemassen überrascht wurden Skiurlauber in einem Appartementgebäude in Sestriere in den italienischen Alpen. Auch hier fielen innerhalb von 48 Stunden mehr als zwei Meter Schnee. In der Nacht auf Dienstag stürzte die Lawine in das fünfstöckige Gebäude unweit der Skistation. Verletzt wurde von den rund 30 Personen im Gebäude aber zum Glück niemand.
Um kurz nach Mitternacht bahnte sich bereits bei Visp im Wallis eine Schlammlawine ihren Weg durchs Dorf. Heftiger Regen hatte hier nach dem Schnee eingesetzt. Verletzt wurde von der Schlammlawine niemand und auch die Häuser blieben weitestgehend unversehrt. Da weitere Abgänge aber möglich sind, wurden die 20 betroffenen Personen vorsorglich evakuiert.
Auch in Italien 5000 Menschen abgeschnitten
Nicht nur in der Schweiz sorgt das Wetter derzeit für großes Chaos, auch die Skigebiete an der französisch-italienischen Grenze versinken im Schnee. Nachdem bereits seit Anfang Dezember immer wieder heftige Schneefälle die Region heimsuchten, waren es in dieser Woche erneut bis zu 2 Meter. Zahlreiche Straßen sind deshalb wegen Lawinen immer wieder gesperrt. Medien berichten am Dienstag, dass in Breuil-Cervinia ebenfalls 5.000 Menschen von der Außenwelt abgeschnitten sind. Update: Im Laufe des Mittwochnachmittags wurden die Zufahrtsstraßen wieder frei gegeben.
Wie wichtig es ist, gesperrte Gebiete nicht zu betreten, zeigte sich erst in der vergangenen Woche in den Alpen. Gleich mehrere Skifahrer starben unter anderem in Schöneben, Ischgl sowie in Osttirol bei Lawinenabgängen. Sie alle hatten die Gefahr trotz Warnungen unterschätzt und dafür mit dem Leben bezahlt.