Da Berge nicht an Landesgrenzen Halt machen, stellen sie in den Alpen nicht selten eine Grenze zwischen zwei Nationen dar. So kommt es, dass sich das Terrain einiger Skigebiete über die Landesgrenzen hinweg erstreckt. An einem Tag in mehreren Ländern Ski zu fahren ist hier kein Problem! Wir stellen euch die Skigebiete mit – im wahrsten Sinne des Wortes – grenzenlosem Pistenvergnügen vor.
Zwischen Bundes- und Alpenrepublik
Zwischen Deutschland und Österreich liegen gleich drei Skigebiete, durch die eine gemeinsame Grenze verläuft. Oberstdorf und Riezlern im Kleinwalsertal teilen sich die Pisten zwischen Fellhorn (2.037m) und Kanzelwand (2.058m). Da das Kleinwalsertal mit dem Auto nur über Deutschland erreichbar ist, ist die Region auch abseits der Pisten eng verbunden. Für Anfänger bietet sich der Einstieg in Österreich an, da es im Tal ein schönes Übungsareal gibt. Wer schon sicher auf den Brettern steht, kann sich auf einer Vielzahl an roten Pistenkilometern austoben. Die Highlights sind eindeutig die beiden Talabfahrten nach Oberstdorf und Riezlern mit einer Länge von 4,2 bzw. 3,9 Kilometern.
Der höchste Berg Deutschlands ist auch von Österreich aus zugänglich. Direkt am Zugspitzplateau verläuft schließlich die Grenze zu den österreichischen Nachbarn. Während in Deutschland Wintersportler vom Eibsee bei Garmisch Partenkirchen auf die Zugspitze starten, geht es vom österreichischen Ehrwald mit einer großen Gondelbahn auf 2.962 Meter. Am Gipfel angekommen kann jeder das Panorama auf vier Länder sowie zahlreiche Zwei- und Dreitausender genießen und auf 20 Pistenkilometern dem Skisport frönen. So profitieren auch die Österreicher von der Lage der Zugspitze: Dieser verdankt das Skigebiet vor allem eine lange Saison und viele Sonnenstunden, auch wenn das Tal nebelverhangen ist.
Weiter östlich erwartet Wintersportler das dritte internationale Skigebiet: die Winklmoosalm-Steinplatte. Zugang zu den 44 Pistenkilometern bieten das deutsche Reit im Winkl und das österreichische Waidring. Dank der Verbindung kommen alle Könnerstufen auf ihre Kosten. Die Winklmoosalm auf deutschem Gebiet überfordert dank blau markierten Pisten keinen Skineuling. Richtung Steinplatte – und damit auf österreichischer Seite – finden erfahrene Skifahrer hingegen rot markierte Pisten, die zum Carven einladen. Mit der steilen Nordhangabfahrt sowie einigen Buckelpisten gibt es dort auch sportliche Herausforderungen.
Grenzen überschreiten mit Blick auf Mont Blanc und Matterhorn
Aber nicht nur mit Deutschland teilt sich Österreich gemeinsame Skigebiete. Auch Ischgl ermöglicht grenzüberschreitendes Skivergnügen, denn die Silvretta Arena erstreckt sich von Ischgl bis ins schweizerische Samnaun. Als traditionelles Bergdorf bietet Samnaun die ruhige Variante zur Partyhochburg Ischgl. So können auch weniger Partywütige die 240 Pistenkilometer der Silvretta Arena genießen. Am besten erkunden Wintersportler das Gebiet auf der Schmugglerrunde, die über 35 Kilometer durch die gesamte Arena führt. Für weniger sportliche Urlauber lockt in Samnaun die wohl höchste Shoppingmeile Europas. Beim Einkauf kann dabei sogar gespart werden: Samnaun ist das einzige zollfreie Gebiet der Schweiz.
Bei den internationalen Skigebieten darf Portes du Soleil keinesfalls unerwähnt bleiben. Die zwölf Skiorte in der Schweiz und Frankreich bilden mit 650 Pistenkilometern eines der größten Skigebiete der Welt. Da diese bis auf wenige Ausnahmen mit Liften verbunden sind, scheint das Angebot fast unbegrenzt, wenn Wintersportler einmal die Ski angeschnallt haben. Auch die Schneehöhen von Portes du Soleil suchen ihresgleichen. Zwischen Mitte November und Ende April kommt die Region nicht selten auf einen Durchschnitt von fast acht Metern Schnee. Südlich des Genfer Sees gelegen genießen Wintersportler aber nicht nur das Gebiet von 400 km², sondern auch den beeindruckenden Blick auf den Mont Blanc.
Betrachtet man die grenzüberschreitenden Skigebiete, zeigt sich die Schweiz besonders international. Neben gemeinsamen Pisten mit den französischen und österreichischen Nachbarn erreichen Wintersportler vom schweizerischen Zermatt auch das italienische Cervinia. Zusammen kommen sie damit auf ganze 360 Pistenkilometer! Legendär ist die Skidestination aufgrund ihrer Lage: Imposant thront das Matterhorn über dem Gebiet, das zugleich den Übergang zwischen den beiden Ländern markiert. Da der Theodulgletscher von beiden Ländern zu erreichen ist, findet in Zermatt und Cervinia grenzübergreifendes Skivergnügen sogar das ganze Jahr über statt.
Weitreichende Ausblicke
Übersetzt mag der Name zwar Milchstraße heißen, auf den Pisten von Via Lattea werden aber trotzdem keine kosmischen, sondern lediglich Landesgrenzen überschritten. Die 400 Pistenkilometer des Verbunds aus vier italienischen Gebieten in der Region Piemont und dem französischen Montgenèvre können sich aber sehen lassen. Wer in den Genuss aller Areale kommen möchte, macht sich am besten auf die „Via Lattea Tour“. Vom italienischen Cesana geht es dabei über die Grenze auf die französischen Pisten von Montgenèvre. Zeit sollten die Skifahrer dabei aber mitbringen: Sechs Stunden dauert es, um das gesamte Gebiet einmal abzufahren.
Via Lattea ist nicht das einzige Gebiet, wo sich auf der Piste die Grenze zwischen Italien und Frankreich trifft. Weiter im Norden bringt der Mont Belvedere (2.641m) am Kleinen Sankt Bernhard-Pass die Pisten von La Rosière in Savoyen und La Thuile im Aostatal zusammen. Das „Espace San Bernardo“, wie sich der Verbund nennt, vereint die sonnigen Pisten von La Rosière mit den langen Waldabfahrten von La Thuile. Das Gebiet überzeugt neben seinen 160 Pistenkilometern zudem mit einem tollen Blick auf den Mont Blanc.