Stolze 250 Kilogramm Müll haben 90 Freiwillige in dieser Woche auf einem Gletscher im Oberengadin in der Schweiz gesammelt. Der "Bernina Glaciers Clean-Up-Day" hatte bereits zum dritten Mal stattgefunden. Die Teilnehmer waren unter Anleitung von erfahrenen Bergführern auf dem Pers- und Morteratschgletscher nahe der Diavolezza südlich von St. Moritz unterwegs.
Eine der beliebtesten Gletscherrouten
Das Bernina Massiv bietet eine der beliebtesten Gletscherrouten für Outdoor-Sportler sowohl im Winter als auch im Sommer. Damit diese Aktivitäten keine Spuren hinterlassen, wagten sich zum dritten Mal motivierte Freiwillige mit einer Mission in die Berge: Den Pers- und Morteratschgletscher von Müll und Plastik befreien.
Im Vergleich zum letzten Jahr fand die Gletscher-Säuberungsaktion am Fuße des Piz Palü fast einen ganzen Monat früher statt. Der Grund: "Durch die heißen Sommertage und die vielen Gewitter ist die Schneeschicht auf dem Gletscher teilweise geschmolzen", erklärt Caroline Dwenger, Mitarbeiterin der Bergsteigerschule Pontresina. "Jetzt ist die perfekte Zeit, um sich auf die Suche nach Plastik und anderen Spuren zu machen."
"Müll verschwindet nicht einfach so"
Ausgestattet mit Handschuhen und Müllsäcken starteten die Freiwilligen bei der Bergstation Diavolezza und machten sich auf den Weg Richtung Morteratsch. In Gruppen à 20 Personen ging es mit einem erfahrenen Bergführer hinab über den Pers- und Morteratschgletscher ins Morteratschtal.
Auf dem Weg fanden die Helfer nicht nur viele kleine und große Gegenstände, die Wanderer und Wintersportler am Berg verloren hatten, sondern unter anderem auch Zigaretten, Getränkedosen und Bonbon-Packungen, die früher einfach weggeworfen wurden. "Dieser Müll verschwindet nicht einfach so", sagt Dwenger. "Wenn der Abfall nicht weggeräumt wird, landet er in der Natur und wird zum Problem für Tier und Mensch."
Gletscher schmilzt im Rekordtempo
Der Morteratschgletscher ist der volumenreichste Gletscher in den östlichen Alpen – doch er schmilzt mit einer enormen Geschwindigkeit. Die dramatische Folge: In den letzten 150 Jahren hat sich die Gletscherzunge um rund drei Kilometer zurückgezogen und der ganze Gletscher hat zwei Drittel seines Volumens verloren. Die Säuberungsaktion bringt daher jährlich neue Gegenstände zum Vorschein.
Insgesamt haben die 90 Freiwilligen auch heuer wieder 250 Kilogramm Müll eingesammelt. Teilweise wurden Reste von alten Messstationen gefunden. Daneben stieß die Gruppe auf alte Steigeisen und Ski oder alte Kleidungsstücke wie beispielsweise eine Filzmütze, eine Jacke und ein Rucksack.
Fundstücke aus dem Eis bekommen zweites Leben
Im Anschluss an den Bernina Glaciers Clean-Up-Day wird der am Berg eingesammelte Müll fachgerecht entsorgt. Die gut erhaltenen Relikte aus vergangenen Zeiten werden wiederverwertet: Die Engadiner Holzbildhauerin Nora Engels verwandelt einen Teil der gefundenen Schätze in Kunstwerke, die am Diavolezza Glacier Race am 15. März 2025 versteigert werden.
Der gesamte Erlös geht als Spende an ausgewählte Gletscherpflegeprojekte. Im vergangenen Jahr sind so um die 9000 Schweizer Franken zusammengekommen.