Es ist schon dunkel als wir mit unserem schönen Chevy SUV vom Flughafen auf den Highway 80 in Richtung Osten einbiegen. Glücklicher Weise haben wir nicht mehr so ein Mammuttour vor uns, wie in den vergangenen Jahren. Anders als in Colorado oder British Columbia liegen die Skigebiete von Utah maximal eine Stunde von Salt Lake City entfernt. Nach gerademal fünfundvierzig Minuten Fahrzeit parken wir unser bereits lieb gewonnenes Vehikel auf dem Parkplatz des „Goldener Hirsch Inn“ in Park City. Überrascht stellen wir fest, dass uns hier eher alpenländische Gemütlichkeit als typisch amerikanisches Flair erwartet.Mit Park City Resort, The Canyons und Deer Valley verfügt der Hauptaustragungsort der Olympischen Winterspiele über drei Skigebiete. Noch leicht vom Jetlag gezeichnet, sind wir pünktlich um 7:30h beim Frühstück. Schnell schlingen wir die French Toasts hinunter und machen uns auf den Weg. Schließlich sind wir um 9h an der Baselodge von „The Canyons“ mit Jonathan Cheever, der aktuellen Nummer zwei im Boardercross Worldcup verabredet. Jonathan wollte es sich nicht nehmen lassen, uns die bestens Runs in seinem Heimatresort zu zeigen.Der Orange Bubble Express bringt uns in null Komma Nichts ins Skigebiet. Nach kurzem Warm-Up ist Murdoch Peak unser erstes erklärtes Ziel. Im gleichnamigen Bowl machen wir erste Bekanntschaft mit dem weltweit hoch gerühmten Utah-Powder. Und in der Tat, durch die trockene Luft ist der Schnee äußerst fluffig, auch wenn wir offenbar einen Tag zu spät gekommen sind. Nach heftigen Schneefällen letzte Woche, sind inzwischen die meisten Hänge ausgefahren. Aber zum Glück haben wir ja Jonathan, der genau weiß, dass in den Condor Woods und im Devil’s Friend Run noch Pulverschnee zu finden ist.Gegen Mittag ziehen wir weiter den Berg hinüber zur anderen Seite. Als drittgrößtes Skigebiet der USA ist „The Canyons“ für seine Weitläufigkeit bekannt. Zwei, drei Sessellifte später stehen wir oben an der Bergstation des Ninety-Nine-90. Der nach seiner Höhe benannte Berg stellt auch gleichzeitig den höchsten Punkt des Skigebiets dar. Ruckzuck schultern wir Ski und steigen in zehn Minuten zum Gipfel empor. Entlang des breiten Gipfelkamms gibt es links und rechtsseitig des Gipfels jede Menge mögliche Lines. Mit Anlauf schießt Jonathan über die Wechte in den Hang hinein. Zunächst halte ich das Ganze noch fototechnisch fest, doch dann bin ich an der Reihe. Ein kleiner Sprung und schon geht es los. Schwung für Schwung pflügt mein neuer Fischer Watea 120 durch das federweiche Weiß. Bei jedem Turn spritz der Pulverschnee an meinem Kopf vorbei. Was für ein Gefühl. Herrlich. Bei dem episch breiten Hang muss ich nicht einmal groß überlegen, wo ich am besten lang fahren sollte. Stattdessen lasse ich es einfach laufen. Klar, dass wir noch ein zweites Mal den Gipfel erklimmen. Diesmal traversieren wir nicht soweit heraus sondern stechen direkt hinein in das Red Pine Bowl und durch die lichten Bäume der „Magic Line“ hindurch gen Tal. K.O. aber überglücklich sagen wir bye-bye zu Jonathan und schlendern noch ein wenig durch die Main Street. Morgen geht es weiter. Dann ist Deer Valley angesagt. Eines von drei Skigebieten in den USA, in denen Snowboarder draußen bleiben müssen. Wir sind gespannt.Text: Martin HesseFotos: Jessica Haupt