Eigentümerwechsel in Tirol: Die Schultz-Gruppe hat die Mehrheit bei den Bergbahnen St. Johann übernommen. Das skandinavische Unternehmen SkiStar wollte seine Anteile los werden. Erst vor fünf Jahren waren die Schweden mit 68 Prozent eingestiegen. Doch das Geschäft lief nicht wie erwartet. Daher suchte man bereits seit dem vergangenen Jahr einen Käufer. Nun im Mai 2021 ist der Deal mit der Schultz-Gruppe aus dem Zillertal unterschrieben.
Viel investiert, trotzdem gescheitert
Es war 2016, als SkiStar mit großen Hoffnungen das erste Skigebiet außerhalb Skandinaviens übernahm. Das börsennotierte Unternehmen führte damals bereits sechs Skigebiete in Norwegen und Schweden und wollte das erfolgreiche Konzept in den Alpen fortführen. Doch trotz vieler Investitionen und Modernisierungen, darunter der Neubau der Eichenhof-Gondel, lief es in St. Johann nicht so wie gedacht: "Teile der Erfolge von SkiStar beruhen darauf, dass wir unsere Kunden kennen. Leider konnten wir diese Kundenbeziehung nicht im gleichen Maße in St. Johann wie in Skandinavien aufbauen", bedauert Geschäftsführer Stefan Sjöstrand in einer Presseaussendung.
Mehrere Käufernamen im Gespräch
Bereits im Laufe des Jahres 2020 fiel bei SkiStar die Entscheidung die Mehrheitsanteile an den Bergbahnen in St. Johann wieder zu verkaufen und stattdessen die Investitionen in Skandinavien zu bündeln. In Österreich geisterten daraufhin in den letzten Monaten immer wieder verschiedene Käufernnamen durch die Medienwelt, darunter auch die Bergbahnen Ellmau-Going und die Pletzer Gruppe. Jetzt im Mai 2021 steht der neue Käufer mit der mächtigen Schultz-Gruppe fest. Die Verträge sind unterzeichnet und in dieser Woche wurden die lokalen Entscheidungsträger und die Medien über den Kauf infomiert.
Investitionen geplant
Die Schultz-Gruppe wird alle Mitarbeiter der St. Johanner Bergbahnen übernehmen und plant gleichzeitig schon umfangreiche Investitionen im 40 Pistenkilometer großen Familienskigebiet. Neben dem Ausbau der Beschneiungsanlage steht auch schon ein Liftprojekt fest: Der Jodlam-Sessellift soll durch einen Neubau ersetzt werden.
Update Januar 2022: Der Deal mit der Schultz-Gruppe zu St. Johann ist geplatzt, nachdem der Aufsichtsrat seine Zustimmung verweigert hat. Stattdessen hat im Januar 2022 die Bietergemeinschaft rund um die Pletzer-Gruppe die Anteile von SkiStar übernommen.
Die mächtige Schultz-Gruppe
Die Schultz-Gruppe ist der größte private Seilbahnbetreiber in Österreich. Das im Zillertal ansässige Familienunternehmen (Jahresumsatz von 100 Millionen Euro) besitzt im Tourismusbereich neben zahlreichen Hotels, Restaurants auch einen Golfplatz und fünf Tiroler Skigebiete:
- Hochzillertal Kaltenbach (Zillertal)
- Spieljochbahn Fügen (Zillertal)
- Skizentrum Sillian Hochpustertal (Osttirol)
- Großglockner Resort Kals Matrei (Osttirol)
- Skizentrum St. Jakob im Defereggental (Osttirol)
Bis 2018 gehörten auch die beiden Kärntner Skigebiete am Mölltaler Gletscher und Ankogel jahrzehntelang zur Schultz-Gruppe. Wurden dann allerdings an das slowakische Seilbahnunternehmen Tatry Mountain Resorts verkauft (wir berichteten).