Mit einer Investition von knapp 150 Millionen Franken steigt der amerikanische Skiriese Vail Resorts in das Schweizer Skigebiet Andermatt-Sedrun ein und übernimmt damit die Mehrheit. Das Geld soll komplett in die Weiterentwicklung der Destination zu einem Weltklasse-Resort fließen. Die Beteiligung weckt allerdings auch die Sorge vor überteuerten Skipasspreisen, wie sie in den amerikanischen Skigebieten von Vail Resorts zu finden sind.
Vail Resorts übernimmt Mehrheitsanteile
Der weltweit größte Skigebietsbetreiber Vail Resorts, Inc. wird mit einer Beteiligung von 55 Prozent zum Mehrheitseigentümer der Andermatt-Sedrun Sport AG, also der Betreiberfirma des Skigebiets Andermatt-Sedrun in den Schweizer Kantonen Uri und Graubünden. 40 Prozent der Anteile hält weiterhin die Andermatt Swiss Alps AG (ASA), unter der Leitung des ägyptischen Investors Samih Sawiris. Die Investition von Vail Resorts in Höhe von 149 Millionen Schweizer Franken (ca. 143 Millionen Euro) soll vollständig in die weitere Entwicklung der Destination Andermatt fließen.
In die Andermatt-Sedrun Sport AG gehen rund 110 Millionen Franken. Diese sollen in Liftanlagen, Beschneiung, Gastronomie, Infrastruktur und Freizeitangebote der SkiArena Andermatt-Sedrun investiert werden. Die übrigen 39 Millionen werden an die Andermatt Swiss Alps AG bezahlt, welche die Summe für die Weiterentwicklung von Immobilien, Hotels, Infrastruktur und den Ausbau des Ortsteils Andermatt Reuss nutzen will.
In den letzten Jahren hat die Andermatt Swiss Alps AG bereits 1,3 Milliarden Schweizer Franken (ca. 1,24 Milliarden Euro) in die Entwicklung von Andermatt gesteckt, rund 150 Millionen davon in die Modernisierung und den Ausbau der SkiArena Andermatt-Sedrun. Die Investitionen von Vail Resorts sollen diese Entwicklung nun deutlich beschleunigen. „Vail Resorts passt als Partner ideal zu unserem Ziel, Andermatt zur Prime Alpine Destination zu entwickeln“, ist Samih Sawiris, Mehrheitseigentümer der ASA überzeugt. Man wolle sich langfristig als Weltklasse-Resort etablieren. Als Vorbilder nennt Sawiris unter anderem Zermatt und St. Moritz.
Erstes europäisches Skigebiet für Vail Resorts
Mit Vail Resorts übernimmt ein echtes Schwergewicht auf dem Skimarkt die Zügel in Andermatt. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Colorado betreibt rund 40 Skigebiete in den USA, Kanada und Australien. Die bekanntesten darunter sind Whistler Blackcomb, Vail, Park City und Beaver Creek. Mit Andermatt-Sedrun kommt nun das erste Skigebiet in Europa hinzu.
Darum freut man sich auch auf Seiten von Vail Resorts auf den neuen Partner. „Der Eintritt in den europäischen Markt ist für Vail Resorts eine langfristige strategische Priorität. Wir freuen uns außerordentlich darüber, eine Partnerschaft mit der ASA einzugehen und unser Kapital sowie unsere Ressourcen zu investieren, um die Transformation von Andermatt-Sedrun in eine erstklassige Destination zu unterstützen“, so Kirsten Lynch, CEO von Vail Resorts.
Epic Pass bald in Andermatt gültig
Noch laufen die letzten Verhandlungen, die Transaktion soll aber bereits vor der Skisaison 2022/2023 abgeschlossen sein. Geplant ist auch Andermatt-Sedrun schon ab der kommenden Saison in den Epic Pass miteinzubeziehen – vorausgesetzt die Übernahme ist rechtzeitig unter Dach und Fach.
Der Epic Pass ist in den rund 40 Skigebieten von Vail Resorts weltweit gültig und soll in Zukunft mehr internationale Gäste nach Andermatt locken. Immerhin wird der Saisonpass jedes Jahr weltweit von rund 2 Millionen Skifahrern gekauft. Neben dem uneingeschränkten Zugang zu den Vail Resorts Skigebieten, ist der Epic Pass für mehrere Tage auch in weiteren Skigebieten in Kanada, Japan und in den Alpen gültig, so zum Beispiel in 4 Vallées, Les 3 Vallées, Skirama Dolomiti und Ski Arlberg. Der Preis für den Epic Pass 2022/2023 liegt bei 841 US-Dollar (ca. 807 Euro).
Angst vor amerikanischen Preisen
Das von den Investoren ausgesprochene Ziel, Andermatt zu einer Premium-Destination zu machen, löst bei vielen Schweizern aber auch Besorgnis aus. Denn durch den Einstieg von Vail Resorts wird der Fokus verstärkt auf zahlungskräftige, internationale Gäste gelegt, die die Betten füllen können. Offen bleibt aber, was diese Entwicklung für die Einheimischen und Gäste aus der Region bedeutet. Immerhin ist Andermatt aufgrund der guten Erreichbarkeit auch für Tagesgäste durchaus attraktiv.
Gerade für diese könnte es aber bald teuer werden, so die Befürchtung. Skifahren in den nordamerikanischen Skigebieten von Vail Resorts ist nämlich kein günstiges Vergnügen. Vor allem wenn man spontan für einen Tag auf die Piste will, muss man dort tief in die Tasche greifen. Ein Tagesskipass in Vail kann mehr als 200 Dollar (ca. 192 Euro) kosten.
Man wird sich in Andermatt also künftig auf höhere Preise einstellen müssen. Ob diese aber tatsächlich die exorbitanten Ausmaße des amerikanischen Modells annehmen werden, lässt sich zu diesem Zeitpunkt noch nicht abschätzen. Angesichts der starken Konkurrenz in der näheren Umgebung durch Aletsch Arena, Flims und Titlis hält der Andermatter Tourismusdirektor Thomas Christen eine solche Entwicklung allerdings für unwahrscheinlich.