Die neue Biathlon-Saison steht vor der Tür und einer der wieder unumstritten zu den Favoriten zählt, ist der Wahl-Ruhpoldinger Simon Schempp. Platz 4 im Gesamtweltcup hatte er sich in den vergangenen beiden Jahren schon geholt, nun soll es noch weiter nach oben gehen. Und auch die erste Einzelmedaille bei einer Weltmeisterschaft will der 28-Jährige in der neuen Saison 2016/17 unbedingt mit nach Hause nehmen.
Wir haben Simon knapp zwei Wochen vor dem Rennauftakt zum Interview getroffen. Uns hat er verraten, warum er momentan noch angeschlagen ist, auf welche Rennen er sich in der kommenden Saison besonders freut und wie er mit dem öffentlichen Erfolgsdruck umgeht.
"Bisher hatte ich nur vier Tage Schneetraining"
Simon, wie laufen die Vorbereitungen für die neue Weltcup-Saison 2016/17?
Bis September lief es super, dann zog ich mir leider nacheinander mehrere Infekte zu und eine Rippenverletzung, sodass ich momentan noch etwas angeschlagen bin. Den Großteil der Vorbereitung habe ich am Stützpunkt in Ruhpolding absolviert. Bisher hatte ich nur vier Tage Schneetraining und zwar Ende Oktober am Dachstein. Am Montag sind wir aufgebrochen nach Skandinavien, dort wollen wir uns den letzten Schliff für den Weltcup-Auftakt holen.
Welche Ziele hast du dir für die kommende Saison gesteckt?
Gesund zu bleiben, um ohne Ausfälle durch die Saison zu kommen – und bei den Wettkämpfen immer möglichst weit vorn dabei zu sein. Eine Medaille bei der WM, das wäre schon großartig.
Was ist dein persönlicher Höhepunkt im Rennkalender?
Der Heimweltcup in Ruhpolding und dann natürlich die Weltmeisterschaft in Hochfilzen.
"Allein mit dem Kopf gewinnt man keine Rennen"
Du bist seit sieben Jahren im Weltcup mit dabei. Was hat sich an deiner Einstellung in den letzten Jahren verändert?
An meiner Einstellung hat sich eigentlich nie etwas geändert. Ich versuche, bei jedem Wettkampf mein Bestes zu geben und ein möglichst perfektes Rennen abzuliefern. Dafür muss man mental stark sein. Allerdings ist die körperliche Kondition die Grundvoraussetzung, um erfolgreich zu sein. Allein mit dem Kopf gewinnt man keine Rennen, die Form muss auch stimmen.
Der erfolgreichste Biathlet aller Zeiten ist sicher Ole-Einar Björndalen. Kannst du dir vorstellen auch mit Anfang 40 noch im Weltcup unterwegs zu sein?
Man weiß nie, was die Zukunft bringt, aber im Augenblick kann ich mir das nur schwer vorstellen. Sagen wir: Mein Ziel ist es aktuell nicht.
"Volle Stadien spornen mich zusätzlich an"
Biathlon ist mittlerweile die beliebteste Wintersportart im deutschen Fernsehen? Wie gehst du mit diesem öffentlichen Druck um?
Ich bin begeistert, dass so viele Menschen die Faszination Biathlon mit uns Sportlern teilen. Für mich ist es der schönste und spannendste Sport überhaupt. Durch das große Interesse entsteht natürlich auch ein größerer Druck für uns, die Leute wollen Erfolge sehen. Ich versuche, das nicht so an mich heranzulassen und mich auf den Wettkampf zu konzentrieren. Volle Stadien und die Begeisterung der Zuschauer spornen mich noch zusätzlich an.
Warum sollten Kinder und Jugendliche mit dem Biathlon/Langlaufen beginnen? Was hat dich damals so fasziniert? Deine Heimat in der Nähe von Göppingen ist nicht gerade ein Wintersport-Mekka.
Mein Vater war früher selbst Biathlet. Dadurch war ich sozusagen von klein auf „vorbelastet“, im positiven Sinne. Mich hat der Sport schon als Kind im Fernsehen fasziniert. Einmal habe ich bei einem Sommerbiathlonwettkampf mitgemacht, und es hat mich sofort gepackt. Für Kinder ist es ein genialer Sport, da man sehr vielfältig trainiert und auf diese Weise eine breite allgemeinsportliche Ausbildung bekommt.
Bist du auch hin und wieder auf Abfahrtsski in den Skigebieten unterwegs?
Vor meiner Zeit beim Biathlon bin ich sogar Alpinrennen gefahren. Heute habe ich im Winter kaum noch Zeit dafür. Wenn überhaupt, komme ich höchstens nach der Saison im April mal dazu. Doch dann sind es auch eher Skitouren.
Diese fünf Langlaufgebiete in Europa haben es ihm angetan
Verrate uns zum Schluss doch noch deine fünf schönsten Langlaufgebiete in Europa. Wo sollten Loipenfans auf jeden Fall diesen Winter vorbeischauen?
Meine Favoriten liegen zum einen natürlich hier im Chiemgau mit der Winklmoosalm in Reit im Winkl sowie den Loipen in Ruhpolding und Umgebung. Aber auch Davos in der Schweiz, der Holmenkollen in Oslo und die Loipen im Tannheimer Tal in Tirol gehören für mich zu den schönsten Langlaufgebieten in Europa.
Vielen Dank für das Interview Simon! Wir wünschen dir viel Erfolg für die neue Biathlon-Saison und drücken dir vor den Fernsehgeräten und auch vor Ort auf jeden Fall die Daumen!
