Als Skifahrer mit eigenen Kindern startet irgendwann die Überlegung, seine eigene Leidenschaft mit den Kleinen zu teilen. Doch muss es der Weg in die Skischule sein oder kann man es den Kindern auch selber lernen? Wir stellen euch deshalb einmal die wichtigsten Basics, Informationen und bereits einige Übungen zum Nachmachen zusammen.
Ab welchem Alter?
Grundsätzlich ist ab vier Jahren ein guter Zeitpunkt, dass Kinder das Skifahren lernen. Allerdings entwickelt sich jedes Kind natürlich unterschiedlich. Wenn das Kind aber schon selbstständig spielt und das Gleichgewicht etwas halten kann, ist es auch im jüngeren Alter einen Versuch wert. Die meisten Angebote der Skischulen starten aber ab einem Alter von vier Jahren.
Welche Ausrüstung benötigen Kinder?
Prinzipiell benötigen Kinder die gleiche Ausrüstung wie Erwachsene. Allerdings sind Stöcke meistens gar nicht nötig, solange die Kinder noch Anfänger sind. Unabdingbar sind aber Ski in der richtigen Länge, passende Skischuhe und ein ein Skihelm mit Brille. Vor Ort besteht meistens ein ausreichendes Angebot zur Ausleihe, das kostengünstiger als die eigene Anschaffung ist.
Besonders wichtig ist aber vor allem geeignete Kleidung. Kinder können oft die Kälte während des Skifahrens schlecht selber einschätzen und beurteilen. Bewährt hat sich hier der sogenannte Zwiebellook. Es sollte außerdem darauf geachtet werden, dass die Skihose und Handschuhe eine hohe Wassersäule haben. Ab 10.000 Millimeter Wassersäule ist die Kleidung Schnee und Regenfest. Für einen kurzen Skitag reicht aber Kleidung für Kinder ab 4.000 Millimeter Wassersäule völlig aus.
Welche Orte eignen sich für den Einstieg?
Als erster Anlaufpunkt eignen sich für Familien Übungshänge im Tal oder die Kinderländer des jeweiligen Skigebiets bzw. der Skischule. Wichtig ist, dass es auf keinen Fall zu steil ist. Denn das Bremsen muss von den Kleinen nämlich erstmal gekonnt sein. Übungshänge haben zudem den Vorteil, dass am Lift meistens ein zuständiger Arbeiter steht und gerne hilft. In den Kinderländern sind oft Förderbänder, Slaloms und bunte Aufsteller geboten.
Kinderfreundliche Skigebiete sind Lofer, Zell am See oder Steinplatte - Winklmoosalm. Im Allgäu gibt es oft Angebote, dass bei bestimmten Unterkünften ein kostenloser Familienskipass mit dabei ist. Im Skicircus Saalbach Hinterglemm Leogang Fieberbrunn gibt es jeden Samstag die Aktion "Power of Zehn“, bei der alle unter 19 Jahren einen Tagesskipass für nur zehn Euro erhalten. In einigen Skigebieten ist sogar die Benutzung der Übungslifte kostenlos, wie zum Beispiel in Scheffau am Wilden Kaiser.
Wie beginnt man am besten?
Jeder Anfang ist schwer. Das Wichtigste, bevor man beginnt, ist allerdings die Motivation des Kindes selbst. Hat ein Kind von vornherein keine Lust, ist ein Lernprozess schlichtweg nicht zu erwarten. Es gibt genügend Herausforderungen an einem gemeinsamen Skitag, der Spaß an der Sache sollte deshalb beim Skifahren mit Kindern oberste Priorität haben. Außerdem sollte man den Schritt nur wagen, wenn man selbst absolut sicher auf dem Ski ist. Wenn dies nicht der Fall sein sollte, ist eine Skischule der bessere Ort, um zu starten.
Ski selber tragen lernen
Als erstes sollte man dem Kind zeigen, wie man Ski eigenständig zusammensteckt, wieder auseinandernimmt und am einfachsten tragen kann. Viele Dinge sind für einen geübten, erwachsenen Skifahrer selbstverständlich – für einen Anfänger aber nicht. Dieser Schritt ist für eine reibungslose Gondelfahrt, bei einem Sturz oder einem Hüttenbesuch unerlässlich. Die Selbstständigkeit der Kinder sollte dabei gefördert werden, soweit es die motorischen Fähigkeiten und die körperliche Verfassung zulässt.
Rutschen, Gleiten und Gehen mit Ski
Der nächste Schritt ist das Rutschen, Gleiten und Gehen mit den Skiern im völlig flachen Gelände. Kinder müssen erst langsam ein Gefühl entwickeln und Vertrauen zum Ski aufbauen. Wichtig ist hier immer spielerisch vorzugehen. Gestartet werden sollte mit dem Anziehen der Ski. Das Einrasten in die Bindung für die ganz kleinen Kinder ist oft ein Kraftakt. Den Kindern kann erklärt werden, dass die Bindung ein Krokodil ist, das ganz fest zuschnappen muss.
Meistens benötigen Kinder eine kleine Stütze, sonst verlieren sie das Gleichgewicht. Größeren Kindern kann hier gleich gezeigt werden, wie sie den Schnee vom Skischuh mittels Abstreifen an der Bindung oder mit Stöcken entfernen können. Im nächsten Schritt eignen sich Laufspiele oder Abenteuerparcours. Aber auch das "Elefanten trampeln“ oder das "Känguru hüpfen“ hilft allen dabei, sich erstmal an die Ski zu gewöhnen. Sind die Kinder bereits sicher auf zwei Ski im flachen Gelände unterwegs, kann auch mit einem Ski "Tretroller“ gefahren werden. Dazu ziehen sich alle Beteiligten nur den Talski an und stoßen sich damit ab.
Das Aufstehen
Dieser Punkt wird häufig unterschätzt oder vergessen. Trotzdem ist nicht immer ein Erwachsener in unmittelbarer Nähe, sobald ein Kind stürzt. Das Augenmerk sollte hier auf das korrekte Aufkanten gelegt werden, sodass das Kind am Hang nicht weiter rutscht oder gar in Panik verfällt. Eine tolle Übung ist „der Wind bläst uns alle um – Aufstehen!“. Dies darf gerne auch auf einem Übungshang, wenn das Gelände schon etwas steiler ist, wiederholt werden.
Schussfahren und Bremsen lernen
Wichtig ist es, den Kindern einen Start und ein Ziel vorzugeben und die Übung zu benennen. Zum Beispiel „das ist das Schussfahren“. Hütchen oder Seile eignen sich für die Begrenzung des kleinen Abschnitts. Jede Übung sollte von den Eltern bzw. dem Vorzeigenden im Pflug begonnen und beendet werden. Den Kindern muss erklärt werden, dass sie zu Beginn eine parallele Skiführung brauchen, die sogenannten "Pommes“ und zum Bremsen in den Pflug, die "Pizza“, wechseln müssen. Die Hände sollten dabei auf den Knien sein.
Übungen sind zum Beispiel "Zwerg" (Hände auf die Knie) und "Riese" (Hände in die Luft strecken). Wenn das gut funktioniert, können den Kindern auch Gegenstände zugeworfen werden. Aber auch den Ski anheben „hui, da ist ein Stein!“ hilft bei der Koordination. Der Pflug kann den Kindern auch erstmal ohne Ski erklärt werden. „Die großen Zehen mögen sich und geben sich ein Küsschen. Die Fersen wollen nichts voneinander wissen und sind weit auseinander“. Aber auch das Bauen von Pizza und Pommes mit den Ski im Flachen hilft oft für das Verständnis. Am Hang kann eine Übung das "Stopp – eine Polizeikontrolle“ sein, bei denen das Kind zwischen Schussfahren und Bremsen wechseln muss.
Die ersten Kurven üben
Als Nächstes ist das sogenannte Pflugdrehen an der Reihe. Auch hier ist es wichtig, dass Start und Ziel markiert sind und der Vorzeigende im Pflug die Übung beginnt und beendet. Hilfreich ist es außerdem, die Kurven mit Seilen oder Hütchen zu markieren. Man muss das Kind mit den Übungen quasi um die Kurve locken.
Beispiele sind „der Schlange (Seil) nachfahren“ oder das „Seil zwischen den Skispitzen“. Hier sollen die Kinder im Pflug entweder entlang eines Seils oder mit diesem zwischen den Skispitzen automatisch um die Kurve gelenkt werden, ohne, dass sie großartig über den konkreten Bewegungsablauf nachdenken müssen. Das „Rennauto fahren, mit Reifen als Lenkrad“ ist auch wunderbar ohne Equipment umzusetzen und garantiert den Spaß auf der Piste.
Vom Pflugdrehen zum parallelen Skisteuern
Um diesen Schritt einfacher zu gestalten, eigenen sich folgende fünf Methoden. Als Erstes kann man einfach das Tempo erhöhen oder ein steileres Gelände wählen. Dazu eignen sich Verfolgungsrennen, Zeitläufe oder Wellenbahnen. Zum anderen kann man aber auch während des Fahrens "Rollerfahren“ (Talseitig abstoßen) oder ganze Kurven laufen oder steigen. So entwickeln die Kinder ein Gefühl für die Kantenwirkung der Ski. Als Nächstes eignet sich auch das Springen. Sprünge im Stand, über Wellen oder kleine Schanzen machen den Kindern nicht nur Spaß, sondern fördern auch das Gleichgewicht.
Die Letzten zwei Punkte sind der "Hockeystopp“ und diverse Bewegungsaufgaben. Der Hockeystopp ist das Schussfahren und das anschließende Abschwingen an einer markierten Stelle. Diesen sollte man in der Schrägfahrt starten und bis zum Start aus der Falllinie steigern. Hier eignet sich das Spiel "Ox am Berg“.
Wie wichtig ist die Technik?
Beim Skifahren mit Kindern steht das spielerische Erlernen an oberster Stelle. Kinder lernen das Skifahren auf eine völlig andere Weise. Sie haben noch nicht das motorische Körperbewusstsein im Vergleich zu Erwachsenen. Außerdem gehen sie oft mit deutlich weniger Angst an die Sache. Bei Kindern trifft es das "learning by doing“ auf den Punkt. Das wichtigste ist die korrekte Belastung auf dem Ski. Kinder neigen nämlich gerne dazu, in Rückenlage zu fahren. Geachtet werden sollte auch ab der parallelen Skiführung, dass etwa drei Viertel des Drucks immer auf dem Talski sein sollten.
Was sollte vermieden werden?
Auf den Pisten sieht man immer wieder, dass Eltern ihre Kinder zwischen den Beinen haben und ihnen so versuchen das Skifahren beizubringen. Dies ist allerdings ein völlig falscher Ansatz aus gleich mehreren Gründen. Zum einen neigen die Kinder dazu, sich an den Knien der Eltern anzulehnen und entwickeln dadurch eine starke Rückenlage. Zum anderen können die sie aber auch keine eigenen Bewegungsabläufe lernen. Das "Lenken" der Eltern verhindert, dass Kinder kein Verständnis für das selbstständige Kurvenfahren aufbauen und die eigene Geschwindigkeit nicht einschätzen können. Aber gleichzeitig ist das Verletzungsrisiko beispielsweise an den Kreuzbändern der Eltern an dieser Stelle sehr hoch. Außerdem kann diese Situation durch die machtlose Position des Kindes durchaus zu einem Angstzustand führen.
Gleiches gilt für das Führen des Kindes an einem Seil oder einem Geschirr. Auch mit dieser Methode werden den Kindern Freiheiten und die Möglichkeit auf eigenen Erfahrungen genommen. Dies ist kontraproduktiv für einen Lernprozess. Kinder müssen hinfallen, aufstehen und vor allem die eigenen Grenzen austesten, um ein Verständnis für das eigene Können zu entwickeln. Dazu brauchen sie Freiraum, der ihnen auf jedem Fall gewährt werden sollte.
Was gibt es sonst zu beachten?
Für Kinder ist der erste Skitag ein anstrengendes Erlebnis. Als Elternteil oder Erwachsener sollte man am besten einen Rucksack mit etwas zu trinken, kleinen Snacks und zusätzlicher Wechselkleidung, zum Beispiel Handschuhe, ein Halstuch oder ein zusätzlicher Pullover, mit dabei haben. Tempos und Sonnencreme gehören zudem zur Grundausstattung.
Ansonsten sollte man immer einen Blick haben, ob die Kleidung und der Helm noch richtig sitzen und die Skischuhe noch geschlossen sind. Kurze Pausen zwischendurch sind ebenfalls sehr wichtig. Werden dann noch die oben genannten Punkt von den Eltern beherzigt, ist man auf jeden Fall auf einem guten Weg, solange die Kinder Spaß beim Skifahren haben.